Krampfadern einfach erklärt
Venen transportieren das sauerstoffarme Blut zurück zum Herz. Somit stellt das Venensystem eine Einbahnstraße dar. Der venöse Blutfluss in den Beinen gegen die Schwerkraft funktioniert dank der Venenklappen einerseits und dank der Muskelpumpe andererseits. Stellen Sie sich Venenklappen (davon gibt es zahlreiche) wie Rückschlagventile vor, die das Blut nur in eine Richtung durchlassen – nämlich nach oben Richtung Herz. Gleichzeitig massiert die Beinmuskulatur bei Bewegung die Venen aus. Man spricht hier von der Muskelpumpe. Das venöse Blut wird somit immer vom oberflächlichen ins tiefe Venensystem und immer nach oben Richtung Herz transportiert.
Wie entstehen Krampfaden?
Bei langer sitzender oder stehender Tätigkeit wird die Muskelpumpe unzureichend aktiviert. Das Blut „versackt“ in den Venen. Gleichzeitig besteht eine, meist vererbte, Schwäche des Bindegewebes in der Venenwand, woraufhin das gestaute Blut die Venenwand dehnt und erweitert. Somit schließen die Venenklappen nicht mehr richtig und verlieren ihre Ventilfunktion. Das verstärkt wiederum den venösen Rückstau. Das Problem beginnt oft im Bereich der großen oder kleinen Rosenvene. Schließlich erweitern sich durch den gesteigerten Venendruck die zuführenden Seitenäste, welche dann oberflächlich als prominente klassische Krampfadern sichtbar werden.
Kann man die Venenklappen reparieren?
NEIN! Man kann aber verhindern, dass sich das Blut in den Venen aufstaut, indem diese oberflächlichen Venen entfernt oder verschlossen werden.
Die Ursache für ein Krampfadern Leiden liegt meist im Bereich Venenklappen der großen bzw. kleinen Rosenvene. Die große Rosenvene verläuft an der Ober- und Unterschenkelinnenseite. Die kleine Rosenvene findet man an der Hinterseite der Wade. Die Fachbegriffe lauten Vena saphena magna bzw. parva.
Welche Beschwerden sind für Krampfadern typisch?
Bevor noch sichtbare Krampfadern auftreten, kann es bedingt durch den defekten Venenklappenapparat zu schweren Beinen und Beinschwellung vor allem abends, nach langem Stehen oder Sitzen kommen. In weiterer Folge werden die typischen fingerdicken, erweiterten, oberflächlichen Venen – also die typischen Krampfadern- sichtbar. Diese können zu Venenentzündungen (schmerzhafte Verhärtung und Rötung im Verlauf der Krampfader) neigen. Ausgeprägte Krampfadern können bei kleinster Verletzung zu unangenehmen, schwallartigen Blutungen führen. Bitte beachten Sie, dass Krampfadern, insbesondere die damit verbundene Beinschwellung über Jahre und Jahrzehnte die Haut und Hautanhangsgebilde schädigt (Wasser in den Beinen). Das führt zu einer trockenen, juckenden, schuppenden Haut an den Unterschenkeln, sowie einer typischen bräunlichen Verfärbung (Hämosiderinablagerung) und chron. Stauungsekzem. Die Haut bildet mit dem Unterhautfettgewebe eine derbe Narbenplatte (Dermato-Lipo-Sklerose). Die Haut ist nun bereits irreparabel geschädigt. Die Wundheilung ist deutlich verschlechtert, sodass bereits minimale Verletzungen zu offenen Wunden über Wochen führen. Vom Ulcus Cruris spricht man schließlich, wenn Wunden über Monate oder Jahre nicht abheilen oder immer wieder aufbrechen.
Ich leide an Krampfadern. Welche Behandlung ist die richtige für mich?
Wie Sie vielleicht schon gehört haben, gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten eines Venenleidens:
- Verödung von Besenreisern und kleinen Venen
- Schaumverödung von größeren Venen
- klassische Varizenoperation mit Leistenschnitt und „Stripping“ – also Herausziehen – der großen bzw. kleinen Rosenvene
- Endovenöse Operation der großen oder kleinen Rosenvene mit Laser oder Radiofrequenzsonde – also Verschweißen der Vene von innen ohne Leistenschnitt
- Miniphlebektomie – also etappenweises Herausziehen und Entfernen großer Seitenäste über mehrere, wenige mm kleine Schnitte
Jede dieser Methoden hat ihre Vor- und Nachteile. Eine Kombination von mehreren Methoden erweist sich in vielen Fällen als vorteilhaft. Gleichzeitig finden sich manchmal bei Patienten auch Faktoren, die eine der obengenannten Behandlungstechniken als ungünstig oder unvorteilhaft erscheinen lassen. Somit muss für jeden Patienten, abhängig von Ultraschallbefund, Beschwerden und anderen Faktoren die individuell beste Behandlungsstrategie gefunden werden!
Venenultraschall und Funktionsprüfung
Sollten venentypische Beschwerden bei Ihnen bestehen, hat es sich bewährt, als Erstes mittels Ultraschall die Venenklappenfunktion zu überprüfen. Soweit im Liegen nicht bereits offensichtlich, sollte die Funktion der Venenklappen im Stehen untersucht werden. Durch Husten oder Pressen kann die Dichtigkeit der Venenklappen – also der Rückschlagventile – überprüft werden. Nach vollständiger Abklärung der großen und kleinen Rosenvenen kann für Sie die beste und sinnvollste Behandlungsstrategie gefunden werden. Generell ist es ratsam zuerst eine funtionsuntüchtige Rosenvene zu behandeln, bevor man sich auf oberflächliche Seitenäste, oder sogar kosmetisch störende Besenreiser konzentriert.